Myanmar - zwischen Glanz und Militärdiktatur

Der Vielvölkerstaat Myanmar (ehemals Burma oder Birma) hat eine lange und schmerzvolle Geschichte.
Wir sollten nicht nur die Schönheit des Landes und seiner Menschen sondern auch die Geschichte dahinter kennen, hier ein Versuch neutral zu berichten...

Frühgeschichte des goldenen Landes

Am Delta des großen Flusses Irrawaddy (auch Ayeyarwady) befanden sich schon vor 5000 Jahren erste Siedlungen. Es wird vermutet, dass diese bis 1000 v. Chr. von Stämmen der Mon aus Südchina vertrieben wurden.
Die vom Reisanbau lebenden Bauern sollen auch den Buddhismus eingeführt haben und im 5. Jh. v. Chr. im heutigen Yangon die Swedagon Pagode in ihrer Urform errichtet haben.


Eine Familie fährt mit dem Boot auf dem Fluß Irrawaddy
Eine Familie fährt mit dem Boot auf dem Fluß Irrawaddy
Rituale dund Relikte im Chaukhtatgyi Tempel in Yangon
Rituale dund Relikte im Chaukhtatgyi Tempel in Yangon
Es gibt viele Überreste von Tempeln in der Anlage von Bagan
Es gibt viele Überreste von Tempeln in der Anlage von Bagan
In Myanmar bilden der Buddhismus und lokale Kultur eine wichtige Basis der Gestellschaft

Ab dem 8. Jh. n. Chr. begann die Zeit der Burmesen, die ebenfalls von Norden einwanderten. Sie gründeten im 9. Jahrhundert ihre Hauptstadt Bagan. Speziell um die Jahrhundertwende vom 11. ins 12. Jahrhundert wurden in Bagan tausende Klöster, Tempel und Pagoden errichtet. Begünstigt durch die Lage am Irrawaddy und durch errichtete Handelswege nach China und Indien, konnte sich in dieser Zeit auf dem heutigen Gebiet von Birma eine Hochkultur entwickeln.

 

Vom Mittelalter bis zur britischen Besatzung

Doch schon am Ende des 13. Jahrhunderts gibg das Reich der Burmesen durch den Einfall der Mongolen zu Ende. Es folgten Jahrhunderte von Kleinstaaterei mit vielen Bürgerkriegen. Daraus entstanden das Reich Ava im Norden und Reich Pegu - das sich Reichtum durch den zunehmenden Seehandel mit Europa erwarb - im Süden und des burmesischen Gebietes. Hinzu kam wurde Arakan im Südwesten, das ebenfalls zu einem unabhängigen Staat wurde.

Es folgte der Birmanische Bürgerkrieg im 16. Jahrhundert und weiteren durch die Erbfolge verursachten Kampfhandlungen bis zum 18. Jahrhundert. Bis schließlich die Briten mit den drei Britisch-Birmanischen Kriegen im Laufe von ca. 60 Jahren zum Ende des 19. Jahrhunderts die Herrschaft über Birma an sich rissen. Das Land wurde durch eine britische Kolonialverwaltung geführt, bis im zweiten Weltkrieg Japan das Land besetzte und chaotische Jahre begannen. Das Land wurde an Thailand übergeben, erklärte 1943 seine Unabhängigkeit, wechselte im Krieg die Seiten und gelangte kurz nach dem Krieg wieder in britische Herrschaft.


Gemälde des Lebens Buddhas im Chaukhtatgyi Tempel in Yangon
Gemälde des Lebens Buddhas im Chaukhtatgyi Tempel in Yangon
Mönche in der Shwedagon Pagode in Yangon
Mönche in der Shwedagon Pagode in Yangon
Verkaufsstände auf dem lokalen Markt von Htauk Kyant
Verkaufsstände auf dem lokalen Markt von Htauk Kyant
Das Reiseland Myanmar besitzt sehr viele Highlights und Attraktionen

In den 10 Jahren ab 1948 wurde U Nu mehrfach Premierminister, sein nach buddhistischem und sozialistischem Vorbild orientierter Staat brachte dem Land erstmals eine Phase ohne größere Auseinandersetzungen. In dieser Zeit wurde auch der Buddhismus zur Staatsreligion gemacht. General Ne Win übernahm 1962 mit einen Staatsstreich die Regierung und führte Birma in den Sozialismus. Seine Ziele waren bis in die 80er Jahre landes-intern soziale Gerechtigkeit und im Außen eine Abschottung vor allem von der westlichen Welt.

 

Aufstand und Demokratiebewegung

Als 1987 die Masse Bürger durch eine Geldentwertung viele Ersparnisse vorloren, keimten vor allem im Studentenumfeld Proteste auf. Diese schaukelten sich auf, bis die Regierung die Universitäten schloß und das Kriegsrecht verhängte.

Dieser Aufstand bekam durch auslandserfahrene Aung San Suu Kyi - Tochter des Unabhängigkeitsvorbildes Aung San - ein Gesicht hinter dem sich verschiedenen Gruppierungen vereinten. Spätestens mit ihrer Rede vor hunderttausenden von Protestlern an der Shwedagon Pagode war sie die Symbolfigur für die Demokratie-Bewegung in Birma. Mit ihr erhob sich das Volk.


Viele Pagoden sind in der antiken Tempelstadt Bagan noch gut erhalten
Viele Pagoden sind in der antiken Tempelstadt Bagan in Myanmar noch gut erhalten
Räucherstäbchen gehören zum Kult der Religion in Myanmar
Räucherstäbchen gehören zum Kult der Religion in Myanmar
Auf dem Land wird mit dem Motorrad auch über Land gefahren
Auf dem Land wird mit dem Motorrad auch über Land gefahren
Das ehemealige Burma hat eine ungewöhnlich hohe Dichte an Sehenswürdigkeiten

Im September 1988 übernahm der General Maung durch einen Putch die Macht und installierte den SLORC ("State Law and Order Restoration Council"), der unter anderem strikte Versammlungsverbote vorsah und mit brutaler Gewalt gegen die Demonstranten vorging. Tausende Personen wurden getötet oder verhaftet und viele Studenten flüchteten ins Ausland. Viel Schrecken und Leid wurde vebreitet. Parallel benannte das Militär die Hauptstadt Rangun in Yangon um ebenso wurde das Land Birma in Myanmar umbenannt.

Demokratie unter Führung des Militärs

Parallel gründete Aung San Suu Kyi die Nationale Liga für Demokratie (NLD) und errang in den ersten Wahlen in Myanmar 1990 einen eindeutigen Sieg. Zu einer Machtübergabe kam es jedoch nicht. Im Gegenteil Aung San Suu Kyi wurde vom Militärrat für Jahre in Hausarrest gebracht. Daraufhin erhielt sie 1991 den Friedensnobelpreis für ihren Kampf für die Demokratie in Birma.

Die folgenden Jahre waren Machtkämpfe zwischen der SLORC und der NLD unter ihrer in Hausarrest stehenden Vorsitzende, die zwischenzeitlich willkürlich freigelassen und wieder zurück in Hausarrest gestellt wurde. Das Militär sicherte sich 2008 durch eine neue Verfassung, dass ¼ der Parlamentssitze direkt vom Militär vergeben werden. Dies stellte sicher, dass es ohne das Militär keine Änderung der Verfassung geben kann.

Das koloniale Bahnhofsgebäude von Yangon
Das koloniale Bahnhofsgebäude von Yangon in Myanmar
Freundliche Kinder winken uns in den Strassen von Myanmar zu
Freundliche Kinder winken uns in den Straßen von Myanmar zu
Zum Feierabend herrscht auch auf den Straßen von Yangon Staugefahr
Zum Feierabend herrscht auch auf den Straßen von Yangon Staugefahr
Obwohl die Verkehrsmittel in Myanmar diverser sind als in Deutschland, gibt es in Yangon auch Stau

Die folgenden Jahre sind von außen schwierig zu beurteilen. Vermutlich hat das Militär so im Hintergrund die Fäden der Macht gesichert, um 2010 eine nach außen hin offenen freien Wahl zuzustimmen. Aung San Suu Kyi war dies wohl zu wenig und so boykotierte sie mit der NLD diese Wahl noch. Als in den Folgejahren weitere Reformen folgten - und sich parallel die Militärregierung als "zivil" präsentierte - trat Aung San Suu Kyi in den nächsten Wahlen 2015 doch an, erzielte einen Erdrutschsieg und wird zur Staatsrätin ernannt.

In dieser schwierigen Konstellation - immer noch sind viele wichtige Ministerien wie Verteidigung oder innere Sicherheit durch das Militär vergeben - versucht Aung San Suu Kyi das Land zuführen und nach außen zu vertreten. Doch viele langjährige Beobachter des Landes bleiben skeptisch, es gab eine Wahlgewinnerin, aber ohne echte Machtübergabe. Sie versucht so als Aushängeschild der Demokratiebewegung mehr Freiheiten für die Bürger durchzusetzen, weiß aber, dass sie keine echte Änderung ohne das Militär durchsetzen kann, das durch die garantierten Stimmen ein quasi Vetorecht hat, um Verfassungsänderungen blockieren.

Das Land öffnete sich dabei in den 2010er Jahren mehr, ohne aber im westlichen Sinn zu einer echten Demokratie mit Gewaltenteilung und Meinungsfreiheit zu werden. Dennoch wurde diese Entwicklung von der Mehrzahl der Bürger des Landes als großer Fortschritt empfunden.

 

Vertreibung der Rohingya

Die Rohingya in Myanmar (ehemals Birma) sind eine Ethnie, die durch ein Gesetzt aus dem Jahr 1982 nicht als eine der burmesischen Bevölkerungsgruppen gelten und damit keinen Anspruch auf die Staatsbürgerschaft von Myanmar haben.
Nicht erst seit diesem Gesetz gibt es Auseinandersetzungen zwischen den mehrheitlich buddhistischen Burmesen und den mehrheitlich sunnitischen Muslimen die 2017 in der Vertreibung der Rohingya kumulierten.

Hier ein Link zu aktuellen News zur Situation der Rohingya in Myanmar im Internet...


In dieser Zeit - im Oktober 2018 - besuchten wir das Land Myanmar und haben uns sowohl in die freundlichen Menschen als auch die einzigartige Kultur und die vielfältigen Landschaften verliebt. In dieser Zeit fühlen wir uns als Vielreisende in Myanmar, dem Land des Lächelns und der Pagoden sicher. Sicherer als in Lateinamerika, sicherer als in Afrika, sicherer als in vielen westlichen Großstädten oder auch sicherer als in den USA...


Gläubige in der Shwedagon Pagode zünden Kerzen an
Gläubige in der Shwedagon Pagode zünden Kerzen an
Der liegende Buddha des Chaukhtatgyi Tempel in Yangon
Der liegende Buddha des Chaukhtatgyi Tempel in Yangon
Pragmatisches Treiben auf den Straßen von Yangon
Pragmatisches Treiben auf den Straßen von Yangon
Das ehemealige Birma besitzt eine traditionelle Kultur und ein tropisches Klima

Der erneute Militärpusch und gewaltsame Unterdrückung

Im November 2020 gewinnt die NLP in den Wahlen bei Weitem die absolute Mehrheit. Als das neue Parlament zusammenkommen soll, kommt es Anfang Februar 2021 erneut zu einer gewaltsamen Machtübernahme des Militärs bei der Aung San Suu Kyi und viele weitere NLP-Vertreter verschleppt werden. Das Militär spricht von Wahlbetrug in der Parlamentswahl und ruft daraufhin einen einjährigen Ausnahmezustand aus. Man verspricht in dieser Zeit freie und faire Wahlen abzuhalten. Die Bevölkerung startet landesweite Demonstrationen, die vielmals brutal niedergeschlagen werden. Es gibt hunderte Tote und viele Festnahmen...

Hier ein Link zu den neuesten News zum Putsch in Myanmar im Internet...


Daraufhin starten wir das Schreiben dieses Reiseberichts über Myanmar, um die Doppeldeutigkeit aufzuzeigen.
Lesen Sie nun unser erstes Kapitel über das tolle Land Myanmar: Yangon - die ehemalige Hauptstadt. Auf der einen Seite dies tolle und freundliche Reiseland und auf der anderen Seite dieses menschenverarchtende Regieme.
Wir sind in Gedanken bei den Demonstranten und hoffen, dass diese sinnlose Gewalt bald ein Ende findet...


Kommentare zu unserer Webseite Reisebericht über das neue Burma sind erwünscht!

Fakten und Reiseziele über Myanmar
Myanmar Rundreise

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