Reisebericht Libyen -

Von Idry nach Darj ...

Gastbericht © by Stefan und Heike

 

Diese Etappe innerhalb von Libyen ist 600 Kilometer lang und kann in drei Tagen bewältigt werden. Der Einstieg in die sogenannte Dünenstrecke ist Wellblechpiste, die sich zügig befahren lässt. Langsamer hält das Gerüttel ohnehin keiner aus. Die Tour führt an mehreren Chots (Salzseen) vorbei. Man sollte sich hier am Rand halten, um nicht Tage damit verbringen zu müssen, das eingegrabene Fahrzeug wieder freizulegen.

 

Die Piste ist im ersten Teil sehr abwechslungsreich, immer wieder sandige Passagen, dann Staubschicht, dann steinige Hügellandschaften. Jede Anhöhe eröffnet den Blick auf neue Szenen und Naturschauspiele. Wir sehen eine Dorfruine auf einem Felsen. Vor Begeisterung schlage ich mir die Fahrertür auf den Zeigefinger. Mit Türen habe ich es in diesem Urlaub irgendwie nicht. Durch den Rest des Urlaubs schlage ich mich als Invalide.

Mitten auf dem Weg ein kleines flauschiges graues Dromedarbaby. Als sie uns kommen hört, eilt die Mutter herbei und beschmust den Winzling. Die nächste halbe Stunde sind wir hier wie festgenagelt.

 

Der Weg führt schließlich entlang der Nord-Süd Pipeline. Der sandige Untergrund ist sehr fest und die Jungs geben ordentlich Gas. Der Landy quitiert dies erstmalig mit steigender Kühlwassertemperatur. Das Heilmittel: Motorhaube auf, Leerlauf rein und leicht Gas geben.

Klappt tatsächlich!

Der Brunnen El Hassi, an dem schon im Jahre 1850 der Forschungsreisende Heinrich Barth pausiert hat, ist eine Enttäuschung: Eine Betonwanne mit Windrad inmitten des langweiligen Nichts. Da die Fördereinrichtung defekt ist, hilft der "G" uns mit seiner Seilwinde und der Spülschüssel aus.

Wir verlieren uns in der Zweideutigkeit der Göttlerschen Koordinaten und finden uns zwischen Dünen mit merkwürdig klebrigem Sand wieder. Auf der Suche nach Ausweichrouten verschlägt es uns mehrmals in Gärten zur Palmenzucht.Wir beschließen das Nachtlager aufzubauen. Am Himmel ziehen Wolken auf. Dies nutzt die untergehende Sonne um ein nie dagewesenes Farbspektakel zu inszenieren. Der Himmel und mit ihm der ferne Gebirgszug brennen glutrot.

 

Gut, dass uns keiner der Daheimgebliebenen dabei beobachtet, wie wir uns in dieser unwirklichen Szenerie über Rindergoulasch, Rotkraut und Knödel hermachen. Der Finger wird mit Grappa betäubt.

Die zweite Etappe dieser Route ist von der eher steinigen Sorte. Rechts und links der Piste sind bizarre Felsformationen aber auch weitere Dünen auszumachen. Später bietet die Piste dem Auge weit und breit nichts anderes als Geröll. Insgesamt aber ein sehr abwechslungsreiches und einfach zu befahrendes Stück.

 

Der Finger gibt keine Ruhe. Man(n) verarztet mich mit Voltaren und einem Verband dessen Länge für eine Fußballmannschaft ausgereicht hätte. Die dritte Etappe ist insgesamt recht ereignislos, sehr viel Staub und Steine. Das Auge sucht vergebens nach Landschaft, oder irgendeiner Form von Größenvergleich in der scheinbar endlosen Weite. Als Markierung finden sich ab und an Benzinfässer am Pistenrand. Eine Ansammlung von Lastwagen an einem Brunnen! Wo die wohl mit ihrer Ladung hinwollen?



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