Entlang der West-Grenze von Libyen... 

Gastbericht © by Stefan und Heike

 

In Ghadames gibt es zwei libysche Reiseagenturen, die sich um die Organisation von Führern für diejenigen kümmern, die an der algerischen Grenze entlang nach Ghat wollen. Da der Staat für diese Strecke einen Führer vorschreibt, gestalten sich Preisverhandlungen eher schwierig. In der Regel dauert die Tour 3 bis 4 Tage. Wer wie wir einen Führer mit eigenem Fahrzeug braucht, muss mit etwa 500 USD rechnen. Uns wurde gesagt, die Tour in umgekehrter Richtung (also von Ghat nach Ghadames) sei billiger. Ich kann diese Information nur ungeprüft weitergeben.

 

In unserem Fall lautet die Forderung auf 700 USD. Das ist definitiv zu teuer. Wir vertagen uns auf den nächsten Morgen und gehen erst einmal ins Restaurant. Dort treffen wir auf drei Franzosen die einen Führer mit Fahrzeug suchen. Sehr praktisch! Auf dem Weg zu unserem Auto treffe ich den Boss des Touristikbüros wieder. Jetzt sind wir schon bei 600 USD. Dabei bleibt es dann auch. Da bei dem vereinbarten Preis auch die Mitnahme der 3 Franzosen im Fahrzeug des Guides enthalten ist, kommt uns die Fahrt doch noch günstiger als wir kalkuliert hatten.

Zur ersten Etappe mit unserem Tuareg Führer Farage, seinem jungen Begleiter sowie den drei Franzosen Sebastian, Meriem und Laurent brechen wir gegen Nachmittag des Silvestertages auf. Zunächst führt uns die Piste durch kahle Landschaft. Ab und an findet sich ein wenig Buschwerk, dann wieder nur Steine. Als diese auch noch verschwinden bleibt kilometerweit das staubige Nichts der Al-Hamrah, bis zum Horizont. Der Sonnenuntergang verwandelt jedoch auch diese Einöde in einen bizarren Anblick. Ist die Sonne erst einmal untergegangen, wird die Piste sehr schnell zur Stolperfalle. Wir haben Mühe der funzeligen Toyo-Beleuchtung unseres Guides zu folgen und freuen uns, als das Nachtlager endlich bestimmt ist. Die Szene die sich dann abspielt erscheint uns selbst etwas grotesk: Die Deutschen packen ihre vielteilige high-end Campingausstattung aus (was im übrigen die Franzosen vorschriftsmäßig beeindruckt), während der Tuareg ein Holzfeuer entzündet und mithilfe eines Topfes und einer Teekanne das komplette Abendessen bereitet.

 

Da es sehr kalt ist, kommen die Europäer überein die Jahreswende um ein paar Stunden vorzuverlegen. Wir tun schrecklich verbotenes indem wir Champus trinken und eine Salami aus Schweinefleisch verzehren. Sebastian und Meriem, die seit 2 Jahren in Tripolis unterrichten, bekommen dabei einen verklärten Gesichtsausdruck.

Es geht weiter Richtung Süden. Wir bewegen uns sehr nahe und vermutlich bisweilen auch jenseits der algerischen Grenze, die Fackelfeuer der Ölbohrstationen sind in der Ferne gut zu erkennen. Das Land ergießt sich in endloser Weite bis zum Horizont, mal mit und mal ohne Büschel, bald Steine, dann "Wellblechpiste" und dazwischen Sand. Es gibt viele Spuren und oft kreuzen diverse andere Pisten. Mit einigen wenigen geeigneten Koordinaten wäre dieser erste Streckenabschnitt auch ohne Führer gut zu machen, allein es ist nicht erlaubt!

Wir halten an einer Quelle. Hier wird aus 370 Metern Tiefe Wasser aus der Erde gepumpt. Ein Lastwagen wird gerade befüllt. Der Fahrer reinigt sich derweil die Gummistiefel. Angesichts der in der Wüste üblichen Sparsamkeit mit dem kostbaren Nass ein kurioser Anblick.

Entlang des Weges passieren wir einige Ölbohrstationen der Libyer. Die meisten sind verlassen, aber an einigen wird noch gearbeitet. Farage hält jedes mal an und wechselt ein paar Worte. In dieser Einsamkeit wird jede Banalität zur Nachricht.

Wir rasten in der sengenden Mittagssonne: 30°C, ich muss endlich aus meiner langen Unterhose heraus!

 

Endlich Dünen! weiter mit Endlich Dünen!



Libyen Reisebericht

© by Stefan und Heike auf