Reisebericht Libyen -

Nalut und seine Altstadt... 

Gastbericht © by Stefan und Heike

 

Der ökologische Gedanke ist ein Luxus, den sich Industrienationen leisten. Hier in Libyen wird noch aller Abfall in die Landschaft entleert. Früher war diese Vorgehensweise auch sicher weniger problematisch, als die Reste noch verrottbar waren.

 

Jetzt aber türmen sich Dosen und Flaschen am Straßenrand und Mülltüten fliegen auf Augenhöhe. Die Mülldichte nimmt rapide ab, je weiter man sich von den Städten entfernt. Ein anderes Thema ist der Umgang mit Kraftstoff. "Nafta" kostet hier fast nichts. Daher werden die Autos so lange betankt, bis Flüssigkeit aus der Tanköffnung quillt. Bei Mazut (Diesel) ist dieser Brauch noch exzessiver. Dies führt zu großen schwarzen Seen an den Zapfsäulen. Wir bekommen 70 Liter Diesel für 8 Libysche Dinar.

 

Bis wir Nalut erreichen, ist es bereits dunkel. Wir passieren den Polizeiposten, der unsere Passnummern in einem dicken Buch verewigt und uns dann ziehen lässt. Wir hatten auf der ganzen Reise niemals Probleme mit diesen Beamten. Die meisten winken uns freundlich zu. Viele testen ihre Fremdsprachenkenntnis. Der Umgangston ist immer höflich und nett. Touristen sind jederzeit willkommen. Auf dem Rückweg, als wir wieder in Nalut vorbeikommen schenkt uns der Diensthabende sogar köstliche Orangen.

 

Heute sind wir entsetzlich hungrig und beschließen den Gang ins Restaurant zu wagen. Der Chef ist Algerier und freut sich, wieder einmal französisch zu sprechen. Wir bestellen Sandwiches und trauen unseren Augen nicht, als er uns Hamburger und Coca Cola serviert. Aus der Ecke dröhnt der Fernseher. Eine Parlamentsdebatte wird übertragen. Über allem thront eben doch charismatisch die gealterte Erscheinung des Mohamar El Ghaddafi. Welch ein Kontrastprogramm!

 

Die Nächte sind kalt. Jays Thermometer zeigt einen Tiefststand von -0,6 Grad Celsius Außentemperatur an. Wir erwärmen uns mit einer Tütensuppe zum Frühstück. Dann wird die Stadt erkundet. Wir finden einen Markt. Entgegen des mit zwei Jahren wohl deutlich überalterten Geunkes aus unserem Reiseführer, gibt es sehr viele verschiedene Gemüse und Obstsorten. Wir decken uns ein. Jay darf für seine ausgesuchten Waren nicht einmal bezahlen, so freut sich der Mensch am Obststand darüber, dass er fotografiert wird.

 

Das eigentliche Ziel unseres Besuches ist die Altstadt. Der Ksar ist noch in Teilen erhalten. Wir stolpern zunächst durch die Ruinen, drei Mann mit Fotoausrüstung, einer wilder ausgestattet als der andere. Ich  komme mir komisch vor. Ständig klappert eine Blende und ich weis nie, wem ich gerade das Motiv verstelle. Aus dem Nichts taucht ein Mensch auf und bietet sich als Führer an.

Er besitzt die Schlüsselgewalt zu den wenigen noch verbliebenen Räumen. Er zeigt uns die Moschee, in der heute noch gebetet wird. Wir sehen einen Brunnen und die Ölpresse. Alle Räume sind verziert mit Fußabdrücken, Händen und arabischen Schriftzeichen. Später lernen wir, dass Araber kahle Wände nicht ertragen können. Wenn nichts vorgesehen ist, malen die Handwerker eigenwillige Muster oder schreiben einfach ihren Namen.

 

Die Attraktion ist die Wohnburg mit Speicherstadt. Hier haben viele Menschen in kleinsten Steinhöhlen auf engstem Raum gewohnt. Die oberen Parteien sind nur über waghalsige Klettertouren entlang winziger Treppenstufen zu erreichen. In den ebenerdigen Stockwerken befinden sich die Lagerräume mit den in Fels eingelassenen Krügen für Öl und Speisen.

Zusätzlich zu den Wohnungen sind Gebrauchsgegenstände ausgestellt. Wir nehmen uns viel Zeit alles zu begutachten. Der Führer wartet geduldig und als wir zufrieden sind, begleitet er uns nach draußen. Kein Wort über Geld oder Geschenke. Stefan überlegt sich einen fairen Preis. Der Herr nimmt diesen mit Würde entgegen und strahlt dabei die den Arabern so eigene Zurückhaltung aus.

 

 

 

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