Der "G" hat keine Lust mehr. Wir sind gerade auf
der Teerstraße unterwegs in Richtung Germa, um uns die Mandara-Seen
anzuschauen als Goldi vor uns immer langsamer wird, bis er schließlich
stehen bleibt.
Die zwei Herren werfen einen fachmännischen Blick
unter die Motorhaube und entscheiden, dass es wohl was größeres
ist. Also schleppt Landy den "G" wieder zurück nach
Al Awaynat. Wir mieten uns auf dem Campingplatz ein, einem staubigen
Parkplatz mit Klo und Dusche. Es dauert zwei Tage an denen zwei
Mechaniker und zwei Deutsche bei Fertigsuppe, Keksen und Wasser
unermüdlich alles versuchen um die Kiste wieder flott zu kriegen.
Dabei schrecken die Jungs nicht einmal davor zurück, die Einspritzanlage
komplett zu zerlegen, um sie zu reinigen. Am Ende bleibt das
vernichtende Urteil "Benzinpumpe im A...". Der "Kommunikationsapparat"
im Dorf wird angeworfen, um eine Alternative aufzutreiben. Derweil
werden die zwei Damen vom Vorarbeiter des Campingplatzes mit
einem Feuerchen und Kaffee verwöhnt. Wir beschließen den Abend
mit einem multikulturellen Essen ausklingen zu lassen.

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Der tunesische Vorarbeiter und die zwei nigerianischen Mechaniker
werden eingeladen. Wir kochen aus Dosen, weil die Herren gerne
etwas deutsches probieren wollen. Es gibt unter anderem Rotkraut
und Paradiescreme. Das Tischgespräch ist Politik. Zum ersten
mal kritische Stimmen. Kein Wunder, keiner der Anwesenden ist
Libyer. Die Nigerianer versuchen sich weitgehend anzupassen.
Sie tragen einen Turban, sprechen arabisch und haben ihren Namen
geändert. Sie haben es trotzdem schwer als Ausländer in Libyen.
Am liebsten wollen sie nach Europa, Maschinenbau studieren.
Mit einer vernünftigen Ausbildung in der Tasche eines Tages
zurück nach Nigeria, das ist die Hoffnung. Der politische Traum
ist der des vereinten Afrika. "Africa united" ist
das Stichwort des Abends. Die zwei Nigerianer verabschieden
sich überschwänglich, der schönste Abend seit Jahren sei es
gewesen. Ich bin fast beschämt und trotzdem wollte ich in diesem
Moment nirgendwo anders sein als in Al Awaynat, Libyen.
Der Tunese hat "ein bisschen telefoniert" und jemanden
aufgetrieben, der uns eine Benzinpumpe verkaufen kann. Er will
uns in Germa vor dem einzigen Hotel treffen. Morgen früh 10
Uhr. Da wir nichts zu verlieren haben, beschließen wir es zu
wagen. Wieder müssen wir uns von lieben Menschen verabschieden.
Wir schleifen Goldi 300 km über Asphalt bis Germa. Als wir dort
ankommen ist es bereits dunkel. Diese Aktion war nun wirklich
nicht besonders vernünftig.
Am anderen Morgen die bange Frage, "kommt er oder kommt
er nicht"? Es ist 10.15 Uhr und er kommt! Eine niegelnagelneue
Benzinpumpe, gleiche Teilenummer und alles (Preis 400 US Dollar).
EUPHORIE! Diese legt sich relativ rasch, als Goldi nach dem
Einbau nur mal kurz hustet und dann wieder stumm vor sich hin
stiert. Im Sand und Staub vor dem Hotel wird wieder der Verteiler
der Einspritzpumpe zerlegt und das Ausmaß der Katastrophe wird
ersichtlich: Nachdem die Benzinpumpe gearbeitet hat, ist der
Sprit mit Karacho auf die O-Ringe der Verteilerdüsen geklatscht
und hat sie alle bis auf einen zerbröselt.
Leider wurde bei
dem Reparaturversuch die entscheidende Schraube einen Tick zu
fest angezogen. Nach einem halben Tag wilder Recherche ist klar,
die O-Ringe sind vor Ort nicht zu bekommen, wir brauchen die
komplette Anlage. Wie in diesem Urlaub schon so oft bietet sich
auch jetzt Hilfe an. Ein marokkanischer Mechaniker aus Ubari
will mit Stefan und Jay nach Sebha fahren, um dort bei den ortsansässigen
Händlern das Teil wenn möglich aufzutreiben. Es wird ein mörderischer
Trip. Der Fahrer des Daewoo, ein Freund des Mechanikers, befährt
die Straße aus Asphaltbrösel im Schnitt mit 170 km/h und ist
tödlich beleidigt, als Stefan den Versuch unternimmt sich anzuschnallen.
In Sebha ist nicht gut wohnen: An jeder Ecke Polizei und
die Balkone sind vergittert. Die Jungs besuchen nacheinander
ALLE Autohändler der Stadt. Der Deal ist geschickt eingefädelt.
Der Deutsche bleibt unauffällig im Daewoo sitzen, der Araber
führt die Verhandlungen. Das Problem ist nur, es gibt nichts
zu verhandeln, keiner hat das gesuchte Teil. Bei der buchstäblich
letzten Chance wendet sich jedoch das Blatt zum Guten! Die gebrauchte
Einspritzanlage einer S-Klasse wechselt für 200 LD den Besitzer.
Ein Gang zur Werkstatt, das Teil wird eingebaut und ENDLICH,
Goldi hat wieder Puste!
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